Ein wichtiges Ziel bei der Unternehmensnachfolge mittelständischer Familienunternehmen ist der optimale Vermögenserhalt. Ingo Claus, Partner von K.E.R.N - Die Nachfolgespezialisten Osnabrück - beantwortete in einem Beitrag für die deutsche Unternehmerbörse vier wichtige Fragen zur Vorbereitung des Prozesses.
1. Die 3Ws: Was soll wann an wen übergeben werden?
Es gibt kein perfektes Alter, um über Unternehmensnachfolge nachzudenken. Allerdings: Je älter der Seniorunternehmer, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer unorganisierten Notfallnachfolge aufgrund von Krankheit oder Tod.
Ein Zeitplan, welche Vermögenswerte wann an wen übergeben werden sollen hat sich in der Praxis als sehr hilfreich erwiesen.
Der Übergebende plant dabei am besten rückwärts und beantwortet die Frage, wie viele Jahre er den verdienten Ruhestand ausgehend von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 78 bzw. 83 Jahren (Männer / Frauen) genießen will.
2. Familieninterne Unternehmensnachfolge: Gibt es einen Junior in der Familie?
Ist in der Unternehmerfamilie ein geeigneter und bereiter Nachfolger vorhanden, sollte dieser rechtzeitig in das Unternehmen eingeführt werden. Eventuell anspruchsberechtigte Geschwister sollten durch Vermögensübertragungen entsprechend abgefunden werden. Grundsätzlich gilt hier, dass derjenige, der ein höheres Risiko schultert einen höheren Anteil an der Erbmasse bekommen sollte. Eine Unternehmensbewertung hilft, den Firmenwert mit realistisch zu begründen und dessen Anteil am zu übergebenden Vermögen zu bestimmen.
Werden im Rahmen einer familieninternen Unternehmensnachfolge gleich großen Unternehmensteile auf alle Kinder übertragen, kann dies die Firma existenziell gefährden. Die aufgefächerte Eigentümerstruktur kann nämlich die Entscheidungsfreiheit eines (Familien-)Geschäftsführers deutlich einschränken kann. Abgebende Unternehmer riskieren mit einer solchen - vermeintlich fairen Konstruktion - neben Streit unter den Nachfolgern einen erheblichen Vermögensschaden für sich und nachfolgende Generationen.
3. Soll ein Fremdgeschäftsführer das Familienunternehmen leiten?
Es kommt immer öfter vor, dass sich in der Familie kein geeigneter Nachfolger findet. Wenn das Unternehmen im Familienbesitz verbleiben soll, muss rechtzeitig ein geeigneter Fremdgeschäftsführer gefunden und in das Unternehmen eingearbeitet werden. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und dauert üblicherweise mehrere Monate.
Ein Stellenbeschreibung bzw. ein Anforderungsprofil an einen Fremdgeschäftsführer gehört im Übrigen in jeden unternehmerischen Notfallkoffer.
4. Wann ist ein Firmenverkauf ratsam?
Ein Firmenverkauf ist immer dann die Alternative, wenn eine familieninterne Unternehmensnachfolge als auch die Weiterführung über einen Fremdgeschäftsführer nicht in Frage kommt. Seniorunternehmer sollten auch diesen Fall frühzeitig vorbereiten, dauert doch eine externe Unternehmensnachfolge durchschnittlich zwei bis fünf Jahre.
Eine gründliche Vorbereitung des Firmenverkaufs zahlt sich dabei oft in der Höhe des zu realisierenden Preises aus. Ergänzend zu einer Unternehmensbewertung beantwortet ein ausführliches Exposé viele Fragen, die ein potentieller externer Unternehmensnachfolger zur Firma und dessen Marktposition sowie den Zahlen hat.
Eine geordnete Unternehmensnachfolge braucht Zeit und Expertenwissen
Parallel werden die steuerlichen und rechtlichen Fragestellungen geprüft. Eventuell vorzunehmende Veränderungen in gesellschaftsrechtlichen und steuerlichen Konstruktion benötigen Zeit, bevor sie wirksam werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn vor dem geplanten Generationswechsel noch bestimmte Vermögenswerte (z.B. Immobilien) steuerlich optimiert aus dem Betrieb herausgelöst werden sollen.
Es ist daher empfehlenswert, dass sich Unternehmer bereits frühzeitig mit der Regelung ihres Generationswechsels beschäftigen. Denn eine Unternehmensnachfolge ist im Gegensatz zu anderen Projekten ein besonderes Projekt, das im Zweifel mehrere Jahre dauern kann.
Generell gilt: Nur wenige familieninterne Unternehmensnachfolgen gelingen im ersten Anlauf. Dies kann z.B. an objektiv nachvollziehbaren Gründen liegen, wenn z.B. eine Finanzierung scheitert, oder auch an familieninternen Kommunikationsproblemen.
In allen diesen Fragen helfen spezialisierte Beraters und können damit den zeitlichen und finanziellen Aufwand verringern und den beteiligten Parteien emotionalen Stress ersparen.
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